Aus dem Dornbusch

Band III der Trilogie
Mitten in die kanadische Wildnis, wo er die Erde am schönsten fand, entführt A.E. Johann seine Leser mit diesem Buch.

Hans Reckel glaubt Frieden mit seiner Vergangenheit machen zu können.
Hier in seinem urwüchsigen Waldidyll, hat er unter aufrechten Menschen eine neue Heimat gefunden.
So aufregend auch seine Erlebnisse mit Braunbären, Grislybären und dem wilden Fuchshengst Sorrel sind -
sein größtes und gefährlichstes Abenteuer ist die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit; seine eigenen Kinder sorgen dafür,
daß er nicht zur Ruhe kommt. Wieder quält ihn die unbarmherzige Erinnerung;
die Kriegsjahre in Polen, in die der deutschstämmige Kanadier durch Zufall geriet,
die letzten Tage mit der geliebten Susanne, der Treck nach dem Westen im eisigen Winter 1945 -
und die plötzlich auftauchende Panzerkolonne, die alles zermalmt; Wagen, Menschen - auch seine Frau?
Auch seine Tochter? Schließlich Rettung, Gefangenschaft - und immer wieder die verzweifelte Suche nach Frau und Kind.

Diesem Hans Reckel, in dem viele Leser den Helden der Romane "Im Strom" und "Das Ahornblatt" wiedererkennen,
widerfährt was alle Menschen, die den Krieg noch selbst erlebt oder unter seinen Folgen zu leiden hatten, auf ihre Weise durchgemacht haben.

Mit "Aus dem Dornbusch" wird die "Radmacher-Trilogie" abgeschlossen.
Am See Pourquoipas

Über A. E Johanns Roman "Aus dem Dornbusch"

Seit Jahrzehnten gehört der jetzt 71 jährige A. E. Johann fraglos zu den besten Reiseschriftstellern der Welt.
Seine Romane "Im Strom" und "Das Ahornblatt" kenne ich leider nicht, mit dem dritten "Aus dem Dornbusch",
der jetzt die Trilogie abschließt, dringt er in die Nähe des alten Wilhelm Raabe vor. Neben einer Ranch,
die von einem herrlich gezeichneten skandinavischen Ehepaar bewirtschaftet wird,
hat sich Hans Reckel seinen Alterssitz eingerichtet, mit einem Blick auf den klaren Bergsee,
der Pourquoipas heißt (Warum nicht?), in den einsamen Wäldern Nordwestkanadas.
Er hilft mähen und jagen, hält Freundschaft zu den Pferden, vor allem .zu Betsy und dem alten Hengst Spotty.
Aber die Vergangenheit läßt ihn auch in der Idylle nicht los, der Sohn bringt, ein wenig vorwurfsvoll,
das verschollene Tagebuch seiner Mutter.

Reckel hatte 1932, angewidert vom Hader, die deutsche Heimat verlassen und war Kanadier geworden.
1939 kehrte er mit seiner Frau zu einem Besuch zurück und wurde bei Kriegsausbruch auf einem damals polnischen Gut in Westpreußen vom Einmarsch der Deutschen überrascht, die den feindlichen Ausländer" als Gutsverwalter dienstverpflichteten.
Die Problematik dieser Landschaft zwischen nationalen Leidenschaften tut sich auf, mit der Gutsbesitzerin,
die wirklich eine Herrin ist, mit den polnischen Ergebnissen.
Auf der Flucht vor den Russen wird der Treck in einem Hohlweg von Panzern zermalmt,
nur Reckel kommt davon, weil er vorausritt, um einen Flußübergang zu erkunden.

Reckel schlägt sich zu den Amerikanern durch und hofft auf baldige Heimkehr nach Kanada.
Aber das Militär arbeitet mißtrauisch und mit preußischer Gründlichkeit.
Sogar Waltert Trockenholt wird nach Marburg zur Gegenüberstellung zitiert,
ein Professor aus hanseatischem Kaufmannshaus, der während des Krieges als Oberstleutnant
der Nachrichtentruppe Freundschaft mit Reckel geschlossen hatte und von ihm nach dem 20. Juli
in einer Jagdhütte versteckt wurde, eine köstlich gezeichnete Gestalt. Freundschaften
entwickeln sich auch im Camp, dauerhafte zwischen Männern, die nicht viel Worte machen.

So durchdringen sich Erinnerungen aus dem Dornbusch wirrer Zeiten und beruhigte Gegenwart.
Wehmut, von Abendsonne mild erwärmt.
Trotz des besinnlichen Erzählertons sind es die Schilderungen von Natur und Kreatur,
die unvergeßlich bleiben, zum Schönsten gehörten auch die Szenen mit der Adoptivtochter,
die das Nachwort schreibt.
Denn Reckel fällt schließlich durch eine erschreckte Bärenmutter und wird durch die Hufe des rasenden Hengstes Spotty gerächt.
(Verfasser nicht bekannt)
Bertelsmann Ausgabe
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